Montag, 1. November 2010

Und ich dachte es sei Liebe


Sibylle Berg
Was tun, wenn es aus ist? Zu den zeitlosen Ritualen, sich vom Geliebten zu lösen, gehört der Abschiedsbrief – ein Klassiker seines Genres, so alt wie die Liebe selbst. Sibylle Berg hat quer durch die Zeiten solche Briefe von Frauen gesammelt, von Berühmtheiten und Prominenten wie Anne Boleyn, Marlene Dietrich, Corinne Hofmann oder Else Buschheuer genauso wie von ganz normalsterblichen Vertreterinnen ihres Geschlechts: Briefe vom Verlassen und Verlassenwerden, von Trauer und Zorn, Schwäche und Ohnmacht, Haß und Sarkasmus, aber auch von Wärme und Zärtlichkeit, Großmut und Dankbarkeit. Auf die ihr eigene unverblümte Weise kommentiert Berg die vielen Möglichkeiten, sich zu verabschieden, und reflektiert die Zumutungen der Zweisamkeit.

Taghelle Gegend

Angelika Reitzer 
Ich gehe aus dem Raum aus dem Staub meiner Familie“, sagt Maria und bewegt sich ins Leben hinein. „Taghelle Gegend“ ist der erste Roman der österreichischen Autorin Angelika Reitzer und erzählt vom Erwachsenwerden einer jungen Frau ohne in Klischeebilder zu verfallen. Stattdessen wendet Reitzer Rückblenden in Marias Kindheit und Schlaglichter auf das Verhältnis zu ihrem Bruder an, um ihre Heldin zu beleuchten. Und sie bedient sich einer Sprache, die keinen Zierrat braucht, um poetisch zu sein. Taghelle Gegend ist ein leicht widerborstiges Buch, in das man als Leser erst einmal hineinfinden muss, das einen dann jedoch hat. Die zu Grunde liegende Frage ist eine alte, gilt aber heute besonders: Wie findet man seinen Platz im Leben wo nichts von Bestand zu sein scheint?

Wirst du da sein?

Guillaume Musso
Der angesehene Arzt Elliott Cooper hat mit 60 Jahren alles erreicht. Doch nur scheinbar, denn er ist niemals über den Tod seiner großen Liebe Ilena hinweggekommen.

Eines Tages macht er die Bekanntschaft eines alten Mannes, der ihm seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt: sie noch einmal wieder zu sehen. Doch dem Reisenden zwischen den Zeiten wird langsam klar, dass man das Schicksal nicht ungestraft herausfordert ...

Samsara

Doris Dörrie
Sie befragen das I Ging, versuchen es mit dem Buddhismus, lassen ihre Wohnungen auf gute oder böse Chi’is untersuchen, suchen ihr Glück bei Sushi-Dinners oder in Hollywood. Die Generation der heute Mittvierziger, die angetreten war, in Liebe, Familie und Beruf alles so viel toleranter, cooler, besser zu machen als ihre Eltern, sieht sich heute vor Fragen stehen, die sich nicht einfach mit einem lockeren  „think positive“ lösen lassen.
Fünfzehn tragisch-komische Geschichten über Gestern und Heute, die gar nicht so weit auseinanderliegen, wie wir oft glauben.

Eine Handvoll Leben


Marlen Haushofer

Im Roman "Eine Handvoll Leben" kehrt Elisabeth, eine Frau Mitte vierzig, unter dem Namen Betty Russell in ihre Heimat zurück, die sie zwanzig Jahre zuvor verlassen hatte.

Alte Photos bringen ihr die Erinnerung an Episoden ihrer Kindheit und Jugend zurück: ein Sommer auf dem Land, die Erlebnisse in der Klosterschule und die mit ihren Freundinnen, die depressiven Verstimmungen, die Liebesheirat mit ihrem Chef, einem Unternehmer, ihr bürgerliches Eheleben, die Liebesaffäre mit einem Geschäftsfreund ihres Mannes, die Fluchtversuche, der vorgetäuschte Selbstmord durch Ertrinken und die Verehelichung ihres Mannes mit ihrer Freundin Käthe.

In den Erinnerungen Elisabeths zeigt sich der Zwiespalt in ihrem Leben: "Sie hatte einmal Freiheit, Kälte und Selbständigkeit gewählt und sich zeitlebens nach Zärtlichkeit, Wärme und Geborgenheit verzweifelt gesehnt." Dieser Roman vermittelt uns Einblick in die bürgerliche Gesellschaft der fünfziger Jahre mit viel autobiographischem Inhalt wie die Kindheitserlebnisse und die seelische Charakterisierung der Elisabeth, die durch den vorgetäuschten Tod ihrer Familie entflieht.

Höhenflug abwärts

Jana Frey

Manchmal hasst Marie die ganze Welt, und sich am allermeisten. Doch wenn sie eine Pille einwirft, ist alles gut, und sie will lachen und tanzen und fliegen. Dann vergisst sie ihr Zuhause mit all dem Streit und all den Schmerz, der in ihr wühlt, seit ihr Freund Leon sich in eine andere verliebt hat. Aber der Höhenflug hält nicht lange an, und Marie fällt tiefer und tiefer…

Die Gefährlichkeit von Partydrogen wird von vielen unterschätzt – auch von Marie. Eindringlich schildert Jana Frey, wie das Mädchen, ohne sich dessen bewusst zu sein, in die Abhängigkeit gerät.

Don Juan de la Mancha


Robert Menasse

"Die Schönheit und Weisheit des Zölibats verstand ich zum ersten Mal, als Christa Chili-Schoten zwischen den Händen zerrieb, mich danach masturbierte und schließlich wünschte, dass ich sie - um es in ihren Worten zu sagen - in den Arsch ficke." Mit diesen Sätzen eröffnet Nathan, ein Verführer in trauriger Gestalt, seine Lebensgeschichte, die von Lust und Lustlosigkeit angetrieben wird. Ein Buch über die seltsamen Irrungen männlicher Liebe.

Sein Vater war ein Verführer, Nathan musste es wohl auch werden. Mit Anfang Fünfzig ist Nathan verheiratet, hat eine Geliebte, die nicht daran denkt, ihren Mann zu verlassen, und konsultiert regelmäßig seine Therapeutin Hannah. Nathan hat zwar seine Freude daran, Frauen zu verführen, spürt jedoch keine Lust dabei. Dieses Problem stürzt ihn nicht nur in eine sexuelle sondern auch in eine existentielle Krise. Hannah empfiehlt ihm, eine Reportage über die verlorene Lust zu schreiben.

Nathan ist Journalist und schreibt für das Ressort "Leben" eines Magazins. Auf der Couch der Therapeutin erzählt Nathan über sein bisheriges Leben - seine Kindheit, Jugend, sein nahes Verhältnis zur Mutter, seine Distanz zum Vater und über die zahlreichen Frauen, mit denen er eine Affäre hatte. Aber trotz des Aufarbeitens der Vergangenheit bleibt Nathan ein Don Juan, ein Verführer, und zugleich ein Don Quichotte de la Mancha, ein Ritter von trauriger Gestalt.

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

John Irvining

Seine Frau will raus; seine Geliebte will ein Kind. Die Beschwerden, die er sich bei seiner einstigen Babysitterin geholt hat, machen ihm das Lieben zur Qual. Der Filmemacher, für den er arbeitet, will sein Leben verfilmen: als Dokumentation eines Fehlschlags. Dies ist die Geschichte vom Glück und Unglück des fluchbeladenen Fred Bogus Trumper, des eigenwilligen fahrenden Ritters im Kampf der Geschlechter, der ausschließlich seiner Waffe die Schuld an allem gibt. Seine Beschwerden sind ernster zu nehmen als die von Portnoy - der mußte nie so viel Wasser trinken.
 


Die ungeschminkte Wahrheit

Astrid Paprotta


Das Opfer sah sie aus starren, blicklosen Augen an. Aber Kommissarin Ina Henkel kannte die Augen Ermordeter. Beunruhigender war für sie die Tatsache, daß in dem Gesicht des Obdachlosen alles glänzte: Tusche, Lidschatten, Lippenstift und Rouge, alles zu dick aufgetragen, als sei es für die Ewigkeit gedacht. Was hatte das zu bedeuten? Und weshalb trug der Tote einen dreimal gefalteten Zettel bei sich, auf dem ein einziges Wort geschrieben stand? Eine Spur führt zu der beliebten TV-Moderatorin Denise Berninger. Doch bevor Ina Henkel mit ihren Ermittlungen vorankommen kann, geschehen weitere Morde – und alle Opfer sind grell geschminkt …

Der Jane Austen Club


Robin Swicord
Der Jane Austen Club ist ein amerikanisches Liebesdrama aus dem Jahr 2007. Dem Film der Regisseurin Robin Swicord liegt der Bestseller-Roman der Schriftstellerin Karen Joy Fowler zugrunde. 
Die Mittvierzigerin Sylvia wird von ihrem Mann Daniel wegen einer anderen nach zwanzig Ehejahren verlassen. Um ihre Freundin auf andere Gedanken zu bringen, gründet Bernadette einen „Jane Austen Buchclub“. Dieser Club soll die sechs Romane der britischen Schriftstellerin Jane Austen als Diskussionsgrundlage haben. Sechs Romane, sechs Mitglieder. Sylvias beste Freundin, die Single und Hundezüchterin Jocelyn bringt ihren Zufallsbekannten Grigg als einzigen Mann in die Runde mit. Dessen einziger Beweggrund zur Mitgliedschaft ist, bei Jocelyn zu punkten und sie näher kennenzulernen. Sylvias lesbische Tochter Allegra tritt nur ihrer Mutter zuliebe dem Club bei. Die unglücklich verheiratete Französischlehrerin Prudie, die Gefahr läuft, mit einem ihrer Schüler ein Verhältnis zu beginnen, ist die Sechste in der Runde. Monatlich treffen sich die „Clubmitglieder“, um je eines der Werke Austens zu besprechen. Nach und nach wird klar, dass sich das Liebesleben der einzelnen Clubmitglieder mit den Handlungssträngen der Romane deckt. Wie in Jane Austens Werken wird das Leben der Clubmitglieder in gute Bahnen gelenkt.

Der Himmel ist kein Ort


 Dieter Wellershoff

Der Roman beginnt wie ein Krimi und entwickelt sich zu einem figurenreichen Gesellschaftsdrama. Hauptfigur ist ein junger Landpfarrer, der eines Nachts zu einem Unfallort gerufen wird. Ein Auto ist von der Straße abgekommen und in einen See gestürzt. Der Fahrer hat sich gerettet, seine Frau und sein Sohn werden leblos geborgen. Wie das geschehen konnte, ist unklar. Schon bald nimmt das angebliche Unglück unheimliche Züge an. Der Pfarrer hält trotzdem an der Unschuldsvermutung fest und bringt fast alle Gemeindemitglieder gegen sich auf.
Das ist der Ausgangspunkt einer sich ausweitenden Sinnkrise. Die Erfahrung einer abgründigen Vieldeutigkeit greift auf immer neue Lebensbereiche über. Sie erfasst die religiösen Glaubensvorstellungen ebenso wie die Freundschaftsverhältnisse und die sich über unerwartete suggestive Briefe anbahnende Beziehung zu einer Frau, die dem Pfarrer in diesen Tagen wachsender Bedürftigkeit als unklare Verheißung erscheint.

Dieter Wellershoff erzählt mit ausgeprägtem Gespür für Stimmungen und Gefühle, wie ein Mann, der in der Gewissheit einer sinnstiftenden Ordnung gelebt hat, an Grenzen gerät – seine eigenen und die einer Institution, deren Anspruch es ist, Orientierung zu bieten und Halt zu gewähren. Die szenische Spannung eines sich verselbständigenden Prozesses, die Stimmenvielfalt der darin verstrickten Figuren und die subtile Einfühlung in einen Menschen, der allmählich erkennen muss, dass er auf brüchigem Boden steht und damit zurechtkommen muss, machen diesen Roman zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis.






Dienstag, 26. Oktober 2010

Venezianisches Finale

Donna Leon

Skandal in Venedigs Opernhaus La Fenice: In der Pause vor dem letzten Akt der Traviata wird der deutsche Stardirigent Helmut Wellauer tot aufgefunden. In seiner Garderobe riecht es unverkennbar nach Bittermandel – Zyankali. Ein großer Verlust für die Musikwelt und ein heikler Fall für Commissario Guido Brunetti. Dessen Ermittlungen bringen Dinge an den Tag, wonach einige Leute allen Grund gehabt hätten, den Maestro unter die Erde zu bringen. Der Commissario entdeckt nach und nach einen wahren Teufelskreis aus Ressentiments, Verworfenheit und Rache.

Im Magen einer kranken Hyäne


Martin Amanshauser

Wer durch die dunklen Gassen Wiens spazieren, die blutigen Schatten in den Kellern des 5. Bezirks sehen und dem rhythmischen Gemurmel fanatischer Gottesanbeter im 17. Bezirk lauschen will, der muss sich von Martin Amanshauser an die Hand nehmen lassen. Er hat den Schlüssel zu diesen Abgründen, denn er verfolgt die Spur eines Dämons, die sich als roter Faden durch die 23 Bezirke von Wien zieht. "Der Panegyriker" heißt der schwarze Bösewicht, der das Bild der wohlanständigen Metropole mit seinen blutigen Späßen verzerrt und dem Ich-Erzähler Martin A. einige schmerzhafte Wunden schlägt.
Alles beginnt, als Martin A. eines schönen Tages nichtsahnend in der U3 sitzt und ein dicker Mitfahrgast - zufällig? - beim Verlassen der U-Bahn in der Station Herrengasse im 1. Wiener Gemeindebezirk ein billiges Krimiheft vergisst. Das Entsetzen des Dicken über den Verlust wirkt grotesk, ist aber nicht grundlos, wie sich zeigt, denn in den Seiten des Heftchens werden die dunklen Machenschaften des Panegyrikers enthüllt. Kapitel um Kapitel, Bezirk um Bezirk folgt nun Martin A. dem schattenhaften Bösewicht, nur um zu sehen, wie sich dessen dunkle Absichten unweigerlich erfüllen.
Und natürlich gibt es, wie in jedem Krimi, der etwas auf sich hält, auch eine rätselhafte Frau, die etwas weiß ...
 

Der Neffe

Monika Helfer


Eine exzentrische Tante und ein abenteuerlustiger Neffe in der österreichischen Provinz während der Abwesenheit der Eltern. Was eine Sommergeschichte hätte werden können, wächst sich zu einer Horrorstory des Alltags aus.

Zahl Zeit Zufall

Rudolf Taschner


Der blinde Zufall scheint unser Geschick zu leiten - aber was ist Zufall? Wir glauben uns dem Diktat der Zeit unterworfen - aber was ist Zeit? Nur was man mit Zahlen belegen kann, zählt - aber woher kommen die Zahlen?
Rudolf Taschner nähert sich solch tiefgründigen Fragen mit heiterer Gelassenheit, verständlich und unterhaltsam zugleich. Unterstützt von anschaulichen Bildern, Geschichten und subtilen Anekdoten verführt er uns zu mathematischen Seitensprüngen, aber auch zur Einsicht: Immer, wenn man Zeit oder Zufall zu fassen vermeint, verflüchtigen sich beide blitzschnell ins unendliche Reich der Zahlen. Zahl, Zeit und Zufall sind untrennbar ineinander verwoben, und das Geflecht, das sie zusammenhält, ist nicht irgendwo draußen, im Universum, sondern in uns selbst, in unserem Denken und in unserem Bewusstsein.
 

Vom Sumo der nicht dick werden konnte

Eric-Emmanuel Schmitt

"Ich sehe schon, wie groß und stark du mal wirst", prophezeit der alte Shomintso jedes Mal, wenn er den schmächtigen Jun in den Straßen Tokyos trifft. Und wie beiläufig lässt er ihm eine Eintrittskarte fürs Sumo-Ringen da. Doch für Jun ist Sumo die albernste Sache der Welt, "der Inbegriff dessen, was ich an Japan hasste, der Gipfel der Geschmacksverirrung, der Fudschijama des Horrors". Erst als das Leben dem 15jährigen Straßenjungen auch noch das Letzte genommen hat, besucht er das Zentrum des alten Shomintso. Was er dort erlebt, krempelt alles Bisherige von innen nach außen, und Jun macht den ersten Schritt in ein völlig neues Leben. An der Seite von Meister Shomintso eröffnen sich ihm ungeahnte Welten. Aber kann einer ein wirklich guter Zen-Schüler und großer Sumoringer werden, wenn er allen Anstrengungen zum Trotz kaum ein Gramm zunimmt? Vom Sumo, der nicht dick werden konnte ist die Geschichte einer Wandlung, denn erst wenn sich einem der Blick für das Wesentliche öffnet, kann man die Schritte tun, die zu tun sind. 

Versuchungen der Unfreiheit


Ralf Dahrendorf

Ralf Dahrendorf lotet in seinem neuen Buch eine Fülle von beispielhaften Biografien aus, um die Ursachen für die Unverzichtbarkeit des liberalen Geistes freizulegen: Karl Popper, Isaiah Berlin, Raymond Aron und Norberto Bobbio, Hannah Arendt, Theodor W. Adorno und George Orwell treten auf - aber auch kontrastierende Persönlichkeiten wie Martin Heidegger und Ernst Jünger, Jean-Paul Sartre, Manes Sperber, Arthur Koestler oder Georg Lukacs.
Das Resultat ist eine Tugendlehre der Freiheit, die über die Zeiten hinaus Gültigkeit beanspruchen kann. Erasmus von Rotterdam ist gleichsam der Prototyp dieser "Erasmus-Menschen", einer Geisteshaltung, die weder innere Emigration erlaubt noch zum Widerstandskämpfer tauglich macht, aber mit der Besonnenheit der "engagierten Beobachtung" und der Weisheit der leidenschaftlichen Vernunft über einen Kompass verfügt, der die Erasmier auch durch solche Zeiten navigiert, in denen andere Geister häufig Schiffbruch erleiden. 

Erdnussbutter

Martin Amanshauser

Ninette ist "Tourist-Guide" in Salzburg und bekommt seltsame Gäste aus Vietnam. Die Lage wird kompliziert als sie bemerkt, dass die Vietnamesen gar nicht aus Vietnam sind. Gleichzeitig wird der Held der Geschichte, ein Student ohne weitere Studienabsichten, in Wien von seltsam zuvorkommenden neuen Freunden kostenlos in einer Wohngemeinschaft untergebracht. Am Ende finden sich Ninette und unser Held in einer toskanischen Luxusvilla wieder, mit zwei Leichen in der Tiefkühltruhe.  

Der dunkle Wächter

Carlos Ruiz Zafon

Nach düsteren Tagen wünscht sich Irene das Glück des Sommers. Als sie mit dem Jungen Ismael an der Blauen Bucht liegt, scheint alles perfekt.
Doch der Spielzeugfabrikant, der Irenes Mutter auf seinen Landsitz Cravenmoore geholt hat, hegt ein finsteres Geheimnis. Alle Zimmer seines gewaltigen Hauses stehen voll selbstgebauter Automaten und raffiniertem Spielzeug, und einige Räume dürfen nie betreten werden. Im großen Wald rings um die Villa geht der Besitzer oft spazieren. Aber auch ein sonderbares Geschöpf treibt sich dort herum, das einem Alptraum zu entstammen scheint...
Bald jagen dunkle Schatten durchs Haus, und im Nebel drohen vom Leuchtturm die gefürchteten Septemberlichter. Cravenmoore entpuppt sich als Ort des Schreckens. Irene und Ismael kämpfen im größten Abenteuer ihres Lebens um ihre Liebe. Und sie erfahren: Was man dem Bösen versprochen hat, das wird es sich holen.
 

Das Familientreffen

Anne Enright

Veronica hat alles: wunderbare Töchter und ein schön eingerichtetes Haus, einen "wartungsaufwändigen Mann", einen toten Bruder, ein Geheimnis. Veronica ist 39 und erwachsen, zugleich aber immer noch eines der vielen Kinder ihrer konturlosen irischen Mutter. Der Tod ihres Bruders Liam reißt sie in einen Strudel aus echten und falschen Erinnerungen, aus Dichtung, Wunsch, Alptraum und Wahrheit. Mit Hilfe von Familiengeschichte und -geschichten fängt Veronica die Mischung aus Liebe, Hass und Gleichgültigkeit ein, die in ihr brodelt. In einer Sprache, die scharf und schön ist wie zerbrochenes Glas, führt Anne Enright im Laufe des Romans in hunderte kleiner Sackgassen, illustriert das Gefühl der Ausweglosigkeit. Mit einer Lösung für die Probleme der Heldin wartet "Das Familientreffen" nicht auf; was goldrichtig ist. Das hat auch die Jury des Booker-Preises 2007 erkannt und gewürdigt.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Der Vorleser


Bernhard Schlink

Sie ist reizbar, rätselhaft und viel älter als er… und sie wird seine erste Leidenschaft. Sie hütet verzweifelt ein Geheimnis. Eines Tages ist sie spurlos verschwunden. Erst Jahre später sieht er sie wieder. Die fast kriminalistische Erforschung einer sonderbaren Lieben und bedrängten Vergangenheit.

Dienstag, 14. September 2010

Der kurze Brief zum langen Abschied

Peter Handke

Ein etwa 30-jähriger Schriftsteller reist auf der Suche nach seiner Frau Judith, die sich kurz zuvor von ihm getrennt hat, quer durch die Vereinigten Staaten. Diese Irr- und Verfolgungsjagd - Judith ist auch hinter ihm her und will ihn vielleicht umbringen - ist gleichzeitig die Reise des Helden zu sich selbst, auf der er verschiedene Stationen seiner Entwicklung durchläuft. Als er Judith schließlich trifft, nimmt er ihr wie selbstverständlich den auf ihn gerichteten Revolver aus der Hand. Der Roman endet märchenhaft mit einem Besuch der beiden bei dem alten Westernregisseur John Ford, der sie auffordert, ihm ihre Geschichte zu erzählen. Durch dieses Erzählen gelingt es dem Paar, sich nunmehr friedlich zu trennen.