Dienstag, 26. Oktober 2010

Venezianisches Finale

Donna Leon

Skandal in Venedigs Opernhaus La Fenice: In der Pause vor dem letzten Akt der Traviata wird der deutsche Stardirigent Helmut Wellauer tot aufgefunden. In seiner Garderobe riecht es unverkennbar nach Bittermandel – Zyankali. Ein großer Verlust für die Musikwelt und ein heikler Fall für Commissario Guido Brunetti. Dessen Ermittlungen bringen Dinge an den Tag, wonach einige Leute allen Grund gehabt hätten, den Maestro unter die Erde zu bringen. Der Commissario entdeckt nach und nach einen wahren Teufelskreis aus Ressentiments, Verworfenheit und Rache.

Im Magen einer kranken Hyäne


Martin Amanshauser

Wer durch die dunklen Gassen Wiens spazieren, die blutigen Schatten in den Kellern des 5. Bezirks sehen und dem rhythmischen Gemurmel fanatischer Gottesanbeter im 17. Bezirk lauschen will, der muss sich von Martin Amanshauser an die Hand nehmen lassen. Er hat den Schlüssel zu diesen Abgründen, denn er verfolgt die Spur eines Dämons, die sich als roter Faden durch die 23 Bezirke von Wien zieht. "Der Panegyriker" heißt der schwarze Bösewicht, der das Bild der wohlanständigen Metropole mit seinen blutigen Späßen verzerrt und dem Ich-Erzähler Martin A. einige schmerzhafte Wunden schlägt.
Alles beginnt, als Martin A. eines schönen Tages nichtsahnend in der U3 sitzt und ein dicker Mitfahrgast - zufällig? - beim Verlassen der U-Bahn in der Station Herrengasse im 1. Wiener Gemeindebezirk ein billiges Krimiheft vergisst. Das Entsetzen des Dicken über den Verlust wirkt grotesk, ist aber nicht grundlos, wie sich zeigt, denn in den Seiten des Heftchens werden die dunklen Machenschaften des Panegyrikers enthüllt. Kapitel um Kapitel, Bezirk um Bezirk folgt nun Martin A. dem schattenhaften Bösewicht, nur um zu sehen, wie sich dessen dunkle Absichten unweigerlich erfüllen.
Und natürlich gibt es, wie in jedem Krimi, der etwas auf sich hält, auch eine rätselhafte Frau, die etwas weiß ...
 

Der Neffe

Monika Helfer


Eine exzentrische Tante und ein abenteuerlustiger Neffe in der österreichischen Provinz während der Abwesenheit der Eltern. Was eine Sommergeschichte hätte werden können, wächst sich zu einer Horrorstory des Alltags aus.

Zahl Zeit Zufall

Rudolf Taschner


Der blinde Zufall scheint unser Geschick zu leiten - aber was ist Zufall? Wir glauben uns dem Diktat der Zeit unterworfen - aber was ist Zeit? Nur was man mit Zahlen belegen kann, zählt - aber woher kommen die Zahlen?
Rudolf Taschner nähert sich solch tiefgründigen Fragen mit heiterer Gelassenheit, verständlich und unterhaltsam zugleich. Unterstützt von anschaulichen Bildern, Geschichten und subtilen Anekdoten verführt er uns zu mathematischen Seitensprüngen, aber auch zur Einsicht: Immer, wenn man Zeit oder Zufall zu fassen vermeint, verflüchtigen sich beide blitzschnell ins unendliche Reich der Zahlen. Zahl, Zeit und Zufall sind untrennbar ineinander verwoben, und das Geflecht, das sie zusammenhält, ist nicht irgendwo draußen, im Universum, sondern in uns selbst, in unserem Denken und in unserem Bewusstsein.
 

Vom Sumo der nicht dick werden konnte

Eric-Emmanuel Schmitt

"Ich sehe schon, wie groß und stark du mal wirst", prophezeit der alte Shomintso jedes Mal, wenn er den schmächtigen Jun in den Straßen Tokyos trifft. Und wie beiläufig lässt er ihm eine Eintrittskarte fürs Sumo-Ringen da. Doch für Jun ist Sumo die albernste Sache der Welt, "der Inbegriff dessen, was ich an Japan hasste, der Gipfel der Geschmacksverirrung, der Fudschijama des Horrors". Erst als das Leben dem 15jährigen Straßenjungen auch noch das Letzte genommen hat, besucht er das Zentrum des alten Shomintso. Was er dort erlebt, krempelt alles Bisherige von innen nach außen, und Jun macht den ersten Schritt in ein völlig neues Leben. An der Seite von Meister Shomintso eröffnen sich ihm ungeahnte Welten. Aber kann einer ein wirklich guter Zen-Schüler und großer Sumoringer werden, wenn er allen Anstrengungen zum Trotz kaum ein Gramm zunimmt? Vom Sumo, der nicht dick werden konnte ist die Geschichte einer Wandlung, denn erst wenn sich einem der Blick für das Wesentliche öffnet, kann man die Schritte tun, die zu tun sind. 

Versuchungen der Unfreiheit


Ralf Dahrendorf

Ralf Dahrendorf lotet in seinem neuen Buch eine Fülle von beispielhaften Biografien aus, um die Ursachen für die Unverzichtbarkeit des liberalen Geistes freizulegen: Karl Popper, Isaiah Berlin, Raymond Aron und Norberto Bobbio, Hannah Arendt, Theodor W. Adorno und George Orwell treten auf - aber auch kontrastierende Persönlichkeiten wie Martin Heidegger und Ernst Jünger, Jean-Paul Sartre, Manes Sperber, Arthur Koestler oder Georg Lukacs.
Das Resultat ist eine Tugendlehre der Freiheit, die über die Zeiten hinaus Gültigkeit beanspruchen kann. Erasmus von Rotterdam ist gleichsam der Prototyp dieser "Erasmus-Menschen", einer Geisteshaltung, die weder innere Emigration erlaubt noch zum Widerstandskämpfer tauglich macht, aber mit der Besonnenheit der "engagierten Beobachtung" und der Weisheit der leidenschaftlichen Vernunft über einen Kompass verfügt, der die Erasmier auch durch solche Zeiten navigiert, in denen andere Geister häufig Schiffbruch erleiden. 

Erdnussbutter

Martin Amanshauser

Ninette ist "Tourist-Guide" in Salzburg und bekommt seltsame Gäste aus Vietnam. Die Lage wird kompliziert als sie bemerkt, dass die Vietnamesen gar nicht aus Vietnam sind. Gleichzeitig wird der Held der Geschichte, ein Student ohne weitere Studienabsichten, in Wien von seltsam zuvorkommenden neuen Freunden kostenlos in einer Wohngemeinschaft untergebracht. Am Ende finden sich Ninette und unser Held in einer toskanischen Luxusvilla wieder, mit zwei Leichen in der Tiefkühltruhe.  

Der dunkle Wächter

Carlos Ruiz Zafon

Nach düsteren Tagen wünscht sich Irene das Glück des Sommers. Als sie mit dem Jungen Ismael an der Blauen Bucht liegt, scheint alles perfekt.
Doch der Spielzeugfabrikant, der Irenes Mutter auf seinen Landsitz Cravenmoore geholt hat, hegt ein finsteres Geheimnis. Alle Zimmer seines gewaltigen Hauses stehen voll selbstgebauter Automaten und raffiniertem Spielzeug, und einige Räume dürfen nie betreten werden. Im großen Wald rings um die Villa geht der Besitzer oft spazieren. Aber auch ein sonderbares Geschöpf treibt sich dort herum, das einem Alptraum zu entstammen scheint...
Bald jagen dunkle Schatten durchs Haus, und im Nebel drohen vom Leuchtturm die gefürchteten Septemberlichter. Cravenmoore entpuppt sich als Ort des Schreckens. Irene und Ismael kämpfen im größten Abenteuer ihres Lebens um ihre Liebe. Und sie erfahren: Was man dem Bösen versprochen hat, das wird es sich holen.
 

Das Familientreffen

Anne Enright

Veronica hat alles: wunderbare Töchter und ein schön eingerichtetes Haus, einen "wartungsaufwändigen Mann", einen toten Bruder, ein Geheimnis. Veronica ist 39 und erwachsen, zugleich aber immer noch eines der vielen Kinder ihrer konturlosen irischen Mutter. Der Tod ihres Bruders Liam reißt sie in einen Strudel aus echten und falschen Erinnerungen, aus Dichtung, Wunsch, Alptraum und Wahrheit. Mit Hilfe von Familiengeschichte und -geschichten fängt Veronica die Mischung aus Liebe, Hass und Gleichgültigkeit ein, die in ihr brodelt. In einer Sprache, die scharf und schön ist wie zerbrochenes Glas, führt Anne Enright im Laufe des Romans in hunderte kleiner Sackgassen, illustriert das Gefühl der Ausweglosigkeit. Mit einer Lösung für die Probleme der Heldin wartet "Das Familientreffen" nicht auf; was goldrichtig ist. Das hat auch die Jury des Booker-Preises 2007 erkannt und gewürdigt.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Der Vorleser


Bernhard Schlink

Sie ist reizbar, rätselhaft und viel älter als er… und sie wird seine erste Leidenschaft. Sie hütet verzweifelt ein Geheimnis. Eines Tages ist sie spurlos verschwunden. Erst Jahre später sieht er sie wieder. Die fast kriminalistische Erforschung einer sonderbaren Lieben und bedrängten Vergangenheit.